Leckageortung mit Blower Door für Bestandsgebäude und Neubauten
Die Blower-Door-Messung (Differenzdruckverfahren) ist ein bewährtes Verfahren zur Überprüfung der Luftdichtheit von Gebäuden. Sie dient nicht nur dem Nachweis der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG § 26), sondern ermöglicht auch die gezielte Leckageortung – ein wichtiger Schritt zur Vermeidung energetischer Verluste und bauphysikalischer Schäden.
Warum Leckageortung wichtig ist
Leckagen in der Gebäudehülle führen zu unkontroliertem Luftaustausch, der nicht nur den Energieverbrauch erhöht, sondern auch Feuchteschäden, Schimmelbildung und Bauschäden durch Kondensation verursachen kann. Gerade bei Sanierungen im Bestand oder beim Neubau energieeffizienter Gebäude ist die luftdichte Ausführung entscheidend für die dauerhafte Funktionalität und Werterhaltung eines Bauwerks.
Vorgehensweise bei der Leckageortung
Die Leckageortung erfolgt im Rahmen einer Blower-Door-Messung nach DIN EN ISO 9972:2018-12 NA. Dabei wird das Gebäude durch einen Ventilator in einen Unter- oder Überdruckzustand versetzt (meist 50 Pa). Leckagen werden durch das Einströmen oder Ausströmen von Luft sichtbar bzw. messbar gemacht.
Hilfsmittel zur Ortung:
1. Thermografie (Wärmebildkamera)
Durch Infrarotaufnahmen vor und während des Unterdrucks lassen sich potenzielle Leckagen anhand von Temperaturunterschieden identifizieren. Ein nachträglicher Bildvergleich liefert zusätzliche Hinweise auf Undichtigkeiten.
→ Visualisierung von Kältezonen bei ausreichend großem Temperaturunterschied zwischen innen und außen (idealerweise ≥ 10 K)
→ Ermöglicht Leckageerkennung an schwer zugänglichen Stellen
2. Nebelgenerator (Rauchtest)
Das Nebelverfahren eignet sich gut zur Sichtbarmachung von Leckagen, sollte jedoch mit Vorsicht eingesetzt werden. In Hohlräumen kann sich der Nebel unkontrolliert ausbreiten und an anderer Stelle austreten, was zu Fehlinterpretationen führen kann. Fachkenntnisse über die Baukonstruktion sind daher unerlässlich. Besonders deutlich werden mit dem Verfahren große Ausführungsfehler, etwa bei undichten Folienanschlüssen im Dachbereich z.B. Fußfette, Giebelanschluss, Dachfenster.
→Besonders wirksam bei Überdruck: Nebel dringt sichtbar durch Leckagen nach außen
→ Eignet sich zur Demonstration und Sichtbarmachung
3. Thermoanemometer / Hitzdrahtanemometer
In der Praxis wird das Anemometer dennoch gerne zur Dokumentation eingesetzt, etwa durch die Kombination von Messwert und Foto der jeweiligen Fehlstelle. Das Verfahren eignet sich gut zur punktuellen Leckageortung. Eine häufige Fehlerquelle ist die falsche Ausrichtung des Messfühlers – bereits ein leichtes Verdrehen kann das Ergebnis verfälschen. Zudem ist der gemessene Wert (in m/s) stark vom Düseneffekt abhängig und muss stets im Zusammenhang mit der Größe der Leckage interpretiert werden. Fehlinterpretationen sind daher nicht ausgeschlossen.
→ Misst Luftgeschwindigkeit an potenziellen Undichtigkeiten
→ Liefert quantitative Daten zur Leckageintensität
4. Hand / Finger / Rückhand
Bevor ein erfahrener Messdienstleister technische Hilfsmittel einsetzt, überprüft er potenzielle Leckstellen wie Siphons, Fensteranschlüsse, Steckdosen oder Rollladenkästen oft zunächst manuell mit der Hand. Unter Unterdruck lassen sich Luftströmungen an undichten Stellen schnell und zuverlässig mit der Rückhand erfühlen. Diese einfache Methode ist effizient und ermöglicht eine erste Einschätzung, noch bevor Anemometer oder andere Hilfsmittel zur visuellen Dokumentation zum Einsatz kommen.
→ Feine Leckagen sind oft durch Luftzug spürbar
→ Schnelle, punktuelle Überprüfung im Zusammenspiel mit anderen Methoden
Häufige Leckstellen in der Gebäudehülle
Bei Neubauten:
Anschluss Dach / Wand
Übergänge Fensterrahmen / Wandanschluss
Kabel- und Rohrdurchführungen
Ungeputzte Dämmsteine
Bei Sanierungen:
Nachträgliche Durchbrüche (z. B. Satellitenkabel, Solaranlagen)
Undichte Anschlussbereiche zwischen Alt- und Neubauteilen
Fehlstellen in nachgerüsteter Luftdichtheitsebene (z. B. Dampfbremsen, Folien)
Undichte Revisionsklappen oder Bodenluken
Typische Schäden durch unentdeckte Leckagen
Unentdeckte Leckagen in der Gebäudehülle führen häufig zu erheblichen Wärmeverlusten und einem erhöhten Heizenergiebedarf. Darüber hinaus kann feuchtwarme Innenluft in die Konstruktion eindringen und dort zur Tauwasserbildung führen. In der Folge drohen Schimmelbildung in Dach- und Wandaufbauten sowie Bauschäden an tragenden Holzkonstruktionen durch Kondensation in der Dämmebene. Auch der Wohnkomfort leidet unter solchen Undichtigkeiten – spürbare Zugluft und ungleichmäßige Raumtemperaturen sind typische Symptome.
Leckageortung als Teil der Qualitätssicherung
Eine fachgerechte Leckageortung mittels Blower-Door-Messung ist ein zentraler Bestandteil der Qualitätssicherung – sowohl im Neubau als auch bei der energetischen Sanierung. Sie trägt dazu bei, energetische Standards dauerhaft einzuhalten, Bauschäden zu vermeiden und die Anforderungen für staatliche Förderprogramme (z. B. KfW oder BEG) zu erfüllen.